Der Fahrersitz war komplett durchgesessen, als der Caddy zu mir kam. Das Kunstleder der Sitzfläche war zerschlissen und der Schaumstoffkern darunter war auch schon angegriffen. Der Vorbesitzer hatte ein Sitzkissen von einem Campingstuhl auf den Sitz gelegt, um den Schlamassel nicht ständig sehen zu müssen. Das ist natürlich kein Dauerzustand. Als erstes habe ich einen Ersatz-Sitz besorgt, damit das Auto während der Sitz-Reparatur nicht zum Stillstand verdammt ist. So sah die Sitzfläche vorher aus (Sitz bereits zerlegt):
Für die defekten Seitenteile habe ich Ersatz aus Kunstleder angefertigt:
Hier ist bereits der fertige Sitz - von den Zwischenschritten habe ich leider keine Fotos gemacht. Ich kann jetzt leider aus dem Gedächtnis auch keine detaillierte Anleitung mehr schreiben, wie man den Sitz zerlegt und wieder zusammenbaut, aber es ist logisch und für technisch nicht komplett unbegabte Menschen absolut zu schaffen. Wenn man sich dann noch merkt (oder notiert), wie alles zusammen war und in welcher Reihenfolge zerlegt wurde, dann sollte auch der Zusammenbau keine Probleme bereiten. In der Mitte der Sitzflächen wurde das originale Kunstleder ausgetrennt und der Polsterstoff eingenäht. Die geraden Nähte sowie die rückseitigen Schlaufen für die Spanndrähte hat meine Mitbewohnerin mit der Nähmaschine genäht, die äussere Naht, wo die Sitzfläche mit dem Keder mit den Seitenteilen verbunden wird, habe ich von Hand gemacht. Dabei habe ich immer versucht, die alten Löcher zu treffen. Beim Fahrersitz musste noch der Schaumstoffkern repariert werden, ich habe versucht, die fehlenden Stellen mit Verbundschaumstoff zu ergänzen. Wenn man sich die Falten in der linken Sitzwange anschaut, ist mir das nur mittelmässig gelungen.
So sieht das Ganze wieder eingebaut aus, der Fahrersitz schon fertig, der Beifahrersitz noch in Originalzustand.
Später musste auch der Beifahrersitz dran glauben, leider habe ich auch hier verpasst, aussagefähige Bilder in ausreichender Zahl zu machen. Sitzfläche, abgezogen:
Sitzfläche, Kunstleder-Mittelteil ausgetrennt:
Hier ist wieder der fertige Sitz:
Ein Foto vom Sitz im Auto hab ich gerade auch nicht zur Hand. Vielleicht warte ich auch noch ein wenig damit, denn jetzt im Winter möchte ich auch noch die Türpappen erneuern und mit dem gleichen Stoff beziehen, dann kann ich gleich ein „Fertig“-Bild hochladen.
Edit bzw Reminder: Der Polsterstoff heisst Nenufar von Comersan.
Was geschah damals als erstes, als der Wagen neu bei mir war?
Man sieht es auf dem Bild schon ganz gut - die ersten Punkte, die in Angriff genommen wurden waren Dreck und Fehlteile. So habe ich einmal den Innenraum gründlich gereinigt und bei ebay und in einschlägigen Foren Kleinteile gesammelt.
Auch der Motorraum und der Unterboden wurden dampfgestrahlt, um halb Niedersachsen zu entfernen. Im Innenraum hatte ich hinterher dieses Kleinteil übrig, von dem ich bis heute nicht weiss wo es hin gehört (ich habe es auch nicht vermisst).
Dafür bekam ich die Klappe vom Handschuhfach nicht mehr fest. Egal, geht auch ohne.
Im Motorraum wurden derweil Vergaserflansch, Kerzen, Verteilerkappe und -finger sowie die Zündkabel erneuert. Ich hab mal billige von Janmor genommen. Ich war nicht sicher ob die taugen, aber sie halten bis heute.
Hier sieht man das erste Autoradio, ein Alpine. Hat nicht lange gehalten - ging von einer Sekunde auf die nächste aus und nie mehr an, als fort damit…
Erste Modifikationen aussen: Schwarz getönte Blinker, zwei neue Reifen und Daewoo-Felgen. Dimension, Lochkreis und ET entsprechen den Original-Caddyfelgen, lediglich das Mittenloch muss um 0,5 mm vergrössert werden. Und man braucht Radbolzen mit Kegelbund - welche von Opel passen.
Erste Schweissarbeiten:
Und ein schönes Nardi-Holzlenkrad. Man sieht auch Radio #2, ein Pioneer. Da habe ich noch die Beleuchtung von orange auf grün umgebaut, richtig zufrieden war ich damit aber auch nicht.
Zum Ende des Jahres gab es noch ein paar Schweissarbeiten für die nahende HU (nicht im Bild festgehalten), Scheinwerfer mit Fadenkreuz (kein Klarglas!) und Winterreifen.
An der Heckklappe musste ich auch bei, nicht nur äusserlich. Der Öffner-Mechanismus im Innern war verschlissen und musste aufgearbeitet und entrostet werden.
Das war im Groben das Jahr 2013, bleiben Sie uns gewogen, denn bald geht es weiter!
Edit: Die oben gezeigte Klammer gehört natürlich zum Handschuhfachdeckel. Also eigentlich müssten es zwei sein, keine Ahnung wo die andere abgeblieben ist. Den Deckel habe ich erstmal gründlich aufgeräumt, so gründlich, dass ich ihn lange Zeit nicht gefunden habe. Als er dann wieder aufgetaucht ist, habe ich ihn wieder eingebaut, mit der Klammer. Und die fehlende zweite Klammer habe ich mit einem Blechstreifen nachempfunden. Sieht man nicht und es hält.
Ich wollte ja noch den Schaltplan für den Ipod-Anschluss zeigen, aber ich habe meine Aufzeichnungen nicht mehr gefunden. Dafür gibts diesen Link zur Youngtimer IG Brunstein (links in der Navigationsleiste "Car-Audio mit MP3" anklicken), soweit ich mich erinnern kann, habe ich mir damals dort auch ein paar Anregungen geholt.
Wie bekommt man Musik in ein Auto, dass dafür nicht ausgelegt ist? Anfang der 60er war ein Autoradio wohl noch Luxus für Reiche und hatte in einem Simpel-Auto nix zu suchen, dementsprechend war herstellerseits nicht mal eine Einbaumöglichkeit vorbereitet.
Es gibt für den R4 eine Radiokonsole - entweder aus schwarzem Kunststoff oder ein aus Spanplatten zusammengesetztes Teil, welches mittig zwischen Fahrer und Beifahrer vor die Heizung geflanscht wird. Diese fasst dann ein Radio und einen Lautsprecher. Scheint auch einigermassen gesucht zu sein, wenn man die Preise bei ebay als Indikator nimmt. Diesen Weg wollten wir jedoch nicht gehen.
Ich habe dann eine Universalkonsole auf der Beifahrerseite unters Armaturenbrett geschraubt (welches an dieser Stelle eine leichte Krümmung hat. Kann man aber durch Unterlegscheiben ausgleichen). Da habe ich dann ein klassisches Blaupunkt mit mechanischen Stationstasten verbaut und zwei kleine Philips-Aufbaulautsprecher links und rechts in die Ablagen unterm Armaturenbrett gelegt. Der Klang ist, nun ja, bescheiden. Früher war das wohl Standard, heute ist man da wohl einfach verwöhnt inzwischen.
Das nächste Problem: die Antenne. Was tun, wenn man kein Loch in die Karosserie bohren will? Ich habe für kleines Geld eine "Scheibenantenne" made in Taiwan ersteigert. Die muss man sich wie einen Streifen Tesafilm mit einem Metalldraht in der Mitte vorstellen. Ich habe dann den Klebestreifen entfernt und den Draht unter den Scheibengummi gepfriemelt. Vorteil: man muss schon sehr genau hinsehen, um die Antenne zu entdecken. Nachteil: Der Empfang ist nur mittelmässig.
Undnochwas: Kann man den Ipod ins Spiel bringen? Ja, das geht. Wichtigste Voraussetzung: Das Autoradio hat eine entsprechende DIN-Buchse. Da kann man einfach auf der Rückseite nachsehen. Die Buchse kommt mit einer meist gelblich-transparenten, selten schwarzen Abdeckung. Diese Abdeckung enthält eine Drahtbrücke und wenn man sie abzieht, schweigt das Radio. Ich habe im Fablab aus MDF eine kleine Konsole gelasert, welche eine kleine Klinkenbuchse und einen Zigarettenanzünder für das Ladekabel aufnimmt. Die Klinkenbuchse enthält einen Schalter, welche die Leitung, die eigentlich die Drahtbrücke ist, unterbricht, und das Signal des Ipod auf den Eingang des Radios gibt. Ich suche bei nächster Gelegenheit mal die Schaltung raus und liefere sie nach.
Mittig der Ipod-Anschluss, rechts das Radio und klein unterm Radio sieht man den Lautsprecher
Unser R4 kam ohne Deckel für die Sicherungen.
Nicht dass der zwingend notwendig wäre - aber besser aussehen würde es doch mit. Leider gab es den nirgends zu kaufen, weder neu noch gebraucht. Erst einige Zeit später hat mir ein netter Forumskollege aus dem R4-Forum einen Deckel leihweise zur Verfügung gestellt, damit ich ihn nachbauen und 3D-drucken kann. Seiner war allerdings breiter (für 6 Sicherungen). Also habe ich erstmal diesen in Sketchup gebaut:
Dann habe ich ein paar Probeexemplare gedruckt. Links - noch mit Stützmaterial, Mitte - mit abgebrochenen Haltezungen, haben den Belastungstest nicht überlebt, rechts - das Originalteil.
Mit den mir zur Verfügung stehenden Druck-Möglichkeiten kann ich wohl keine haltbaren Zungen drucken, daher habe ich sie hohlgebohrt und Stahlstifte eingeklebt. Ausserdem habe ich die Datei noch in der Breite verkleinert, damit der Deckel auf die vier Sicherungen passt. Gedruckt sieht das dann so aus, man sieht auch die eingeklebten Stahlstifte.
Und im Auto siehts dann so aus:
In ein paar Jahren ist die Drucktechnologie hoffentlich so weit fortgeschritten, dass man sowohl stabile Haltezungen als auch eine glatte Oberfläche und das Logo drucken kann, so dass man genau hinschauen muss, um den Unterschied zum Original zu erkennen!
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