Wie bekommt man Musik in ein Auto, dass dafür nicht ausgelegt ist? Anfang der 60er war ein Autoradio wohl noch Luxus für Reiche und hatte in einem Simpel-Auto nix zu suchen, dementsprechend war herstellerseits nicht mal eine Einbaumöglichkeit vorbereitet.
Es gibt für den R4 eine Radiokonsole - entweder aus schwarzem Kunststoff oder ein aus Spanplatten zusammengesetztes Teil, welches mittig zwischen Fahrer und Beifahrer vor die Heizung geflanscht wird. Diese fasst dann ein Radio und einen Lautsprecher. Scheint auch einigermassen gesucht zu sein, wenn man die Preise bei ebay als Indikator nimmt. Diesen Weg wollten wir jedoch nicht gehen.
Ich habe dann eine Universalkonsole auf der Beifahrerseite unters Armaturenbrett geschraubt (welches an dieser Stelle eine leichte Krümmung hat. Kann man aber durch Unterlegscheiben ausgleichen). Da habe ich dann ein klassisches Blaupunkt mit mechanischen Stationstasten verbaut und zwei kleine Philips-Aufbaulautsprecher links und rechts in die Ablagen unterm Armaturenbrett gelegt. Der Klang ist, nun ja, bescheiden. Früher war das wohl Standard, heute ist man da wohl einfach verwöhnt inzwischen.
Das nächste Problem: die Antenne. Was tun, wenn man kein Loch in die Karosserie bohren will? Ich habe für kleines Geld eine "Scheibenantenne" made in Taiwan ersteigert. Die muss man sich wie einen Streifen Tesafilm mit einem Metalldraht in der Mitte vorstellen. Ich habe dann den Klebestreifen entfernt und den Draht unter den Scheibengummi gepfriemelt. Vorteil: man muss schon sehr genau hinsehen, um die Antenne zu entdecken. Nachteil: Der Empfang ist nur mittelmässig.
Undnochwas: Kann man den Ipod ins Spiel bringen? Ja, das geht. Wichtigste Voraussetzung: Das Autoradio hat eine entsprechende DIN-Buchse. Da kann man einfach auf der Rückseite nachsehen. Die Buchse kommt mit einer meist gelblich-transparenten, selten schwarzen Abdeckung. Diese Abdeckung enthält eine Drahtbrücke und wenn man sie abzieht, schweigt das Radio. Ich habe im Fablab aus MDF eine kleine Konsole gelasert, welche eine kleine Klinkenbuchse und einen Zigarettenanzünder für das Ladekabel aufnimmt. Die Klinkenbuchse enthält einen Schalter, welche die Leitung, die eigentlich die Drahtbrücke ist, unterbricht, und das Signal des Ipod auf den Eingang des Radios gibt. Ich suche bei nächster Gelegenheit mal die Schaltung raus und liefere sie nach.
Mittig der Ipod-Anschluss, rechts das Radio und klein unterm Radio sieht man den Lautsprecher
Unser R4 kam ohne Deckel für die Sicherungen.
Nicht dass der zwingend notwendig wäre - aber besser aussehen würde es doch mit. Leider gab es den nirgends zu kaufen, weder neu noch gebraucht. Erst einige Zeit später hat mir ein netter Forumskollege aus dem R4-Forum einen Deckel leihweise zur Verfügung gestellt, damit ich ihn nachbauen und 3D-drucken kann. Seiner war allerdings breiter (für 6 Sicherungen). Also habe ich erstmal diesen in Sketchup gebaut:
Dann habe ich ein paar Probeexemplare gedruckt. Links - noch mit Stützmaterial, Mitte - mit abgebrochenen Haltezungen, haben den Belastungstest nicht überlebt, rechts - das Originalteil.
Mit den mir zur Verfügung stehenden Druck-Möglichkeiten kann ich wohl keine haltbaren Zungen drucken, daher habe ich sie hohlgebohrt und Stahlstifte eingeklebt. Ausserdem habe ich die Datei noch in der Breite verkleinert, damit der Deckel auf die vier Sicherungen passt. Gedruckt sieht das dann so aus, man sieht auch die eingeklebten Stahlstifte.
Und im Auto siehts dann so aus:
In ein paar Jahren ist die Drucktechnologie hoffentlich so weit fortgeschritten, dass man sowohl stabile Haltezungen als auch eine glatte Oberfläche und das Logo drucken kann, so dass man genau hinschauen muss, um den Unterschied zum Original zu erkennen!
Zur Winterpause Ende 2011 beschloss ich, die Antriebswellen-Simmerringe am Getriebe zu erneuern, um den Ölverlust einzudämmen. Zum Glück kommt man beim R4 von vorn ans Getriebe, nachdem man die Motorhaube abgebaut hat. Aufbocken muss man die Karre trotzdem, um die Antriebswellen abzubauen, aber man muss nicht unterm Auto mit dem schweren Getriebe hantieren.
Leider habe ich kaum Bilder von der Aktion (das ist ein Problem das noch öfter auftauchen wird. Regelmässig vergesse ich das Fotografieren, wenn ich am Werkeln bin).
Vor dem Ausbau des Getriebes muss das Getriebeöl abgelassen werden, sonst gibts eine grosse Sauerei.
Leider kommt man an die Dichtringe nicht von aussen, man muss die grossen Deckel mit den Lagerschalen rausdrehen. Dazu habe ich mir ein sternförmiges Spezialwerkzeug gebaut. Über diese Deckel wird das Differenzial-Lagerspiel eingestellt - man sollte also vor dem Ausbau die exakte Position mit einem Körnerschlag o.ä. markieren (edit: und die Lagerschalen nacheinander aus- und wieder einbauen - nie beide gleichzeitig ausbauen. Sonst muss das Diff neu ausdistanziert werden!). Die Deckel tragen aussen umlaufend in einer Nut einen O-Ring, welcher auch erneuert wird.
Rückseitig am Getriebe zum Motor hin befindet sich ein Blechdeckel. Ich weiss nicht wie der normal aussieht, bei unserem Auto war der etwas verbogen. Ich habe versucht, ihn etwas zu richten, aber obwohl ich beim Wiedereinbau zusätzlich zur Dichtung etwas Dichtmasse verwendet habe, ist er leider nicht ganz dicht geworden.
Nun wo das Getriebe schon mal draussen war, habe ich auch die Kupplung erneuert. Sonst kommt man ja nicht so schön dran. Dabei fiel mir auf, dass die Kupplungsbetätigung schon sehr verschlissen war und bald den Geist aufgegeben hätte:
Ich habe zum Glück gute Gebrauchtteile bekommen - alternativ hätte ich die vorhandenen Teile aufarbeiten müssen.
Nach dem Zusammenbau musste die Kupplung noch eingestellt werden. Das ist fummelig und man muss doch noch unters Auto.
Vergangenheitsbewältigung die erste. Zum Glück tragen die alten Bilder ein Datum, so dass man den Zeitpunkt des Geschehens einigermassen eingrenzen kann.
Es begab sich im Herbst des Jahres 2010, dass mich meine Freundin anrief, sie könne das Firmenparkhaus nicht mehr verlassen, weil sich kein Gang mehr einlegen lässt. Nachdem wir den Wagen nach Hause geschleppt hatten, ergab sich folgendes Bild: Äusserlich, d.h. am Schaltgestänge, zeigten sich keine Auffälligkeiten. Der Schalthebel hatte jedoch keine definierten "Gänge" mehr, sondern liess sich an jede x-beliebige Position bewegen. Also Getriebedeckel runter (manchmal ist man froh, an einem R4 zu schrauben - das Getriebe befindet sich vor dem Motor, man muss es also nicht ausbauen um den Deckel abzunehmen), und da offenbarte sich der Fehler auch gleich:
(der Pfeil zeigt auf die Stelle, wo normalerweise mit einer speziellen Schraube eine Schaltgabel angeschraubt ist, welche die Bewegungen des Schalthebels auf die Getriebe-Innereien überträgt)
Diese Schraube war abgebrochen, und schlimmer, der abgebrochene Teil ist nach unten ins Getriebe gefallen. Ein Glück, dass er nicht vom Getriebe zerhackstückt wurde oder umgekehrt. Nach Ablassen des Öls ist es mir tatsächlich gelungen, das Reststück mit einem Magneten an einem Draht rauszufischen. Die kaputte Schraube:
Zum Glück habe ich über das R4-Forum ein gebrauchtes Ersatzteil bekommen, sonst hätte ich was improvisieren müssen.
Das Einfüllen des Getriebeöls war natürlich wesentlich einfacher als normal, weil ja der Getriebedeckel noch unten war. Das Aufsetzen des Deckels ist nicht ganz einfach, das Reparaturhandbuch ist dabei hilfreich, weil da drin steht wie die Schaltgestänge positioniert werden müssen. Nach dem Zusammenbau liess sich das Getriebe wieder einwandfrei schalten
Der Renault R4 - Baujahr 1977, kleiner Motor - gekauft Anfang 2009 bei Clemens Göler. Er gehört meiner Mitbewohnerin, welche ein Auto wollte, das so alt ist wie sie (was nicht ganz hingehauen hat). Über dieses Auto habe ich bisher recht wenig im Netz geschrieben, lediglich im deutschen R4-Forum habe ich das eine oder andere Problem geschildert, dort wurde mir auch meist gut geholfen. Ich werde nach und nach, so weit dokumentiert, bisher aufgetretene Probleme behandeln, bis ich in der Gegenwart angekommen bin. Achja, Bild:
(Streetview-Aufnahme vor unserer damaligen Wohnung, dahinter meine Pegaso)