Ich habe einen gammeligen Anlasser bei ebay für Schmales ersteigert und habe diesen zerlegt und aufgearbeitet. Leider sind die Vorher-Bilder unauffindbar, man stelle sich einfach vor, das Teil habe längere Zeit unter Wasser verbracht. Nachher:
Der Anlasser arbeitet nicht mit Statorwicklung, sondern mit Permanentmagneten. Ich hatte deren Lage zwar markiert, aber irgendwas ist da schief gelaufen, denn der Anlasser drehte falschrum. WTF! Hab dann die Magneten noch mal mit Farbpunkten markiert.
Habe sie dann um 90° versetzt wieder eingebaut. Zumindest die Drehrichtung stimmt jetzt.
Dann wurde er eingebaut und getestet. Er hat sich kurz gedreht, aber langsam - als ob die Batterie kurz vor leer wäre - dann hats gequalmt und danach ging garnix mehr, sogar der Magnetschalter hat keinen Mux mehr gemacht. Analyse: Das Kabel vom Magnetschalter zu den Anlasserkohlen ist abgefackelt. Das bestand nach näherem Hinsehen aber nicht mehr aus Kupfer, sondern aus pulverförmigem Oxid. Man kann die Kohlen einzeln neu kaufen und man kann den kopletten Träger mitsamt Kabel kaufen für fast das gleiche Geld. Ich habe mich für letzteres entschieden, da die Litzen zu den Kohlen irgendwie punktgeschweisst waren und ich dazu selber nicht in der Lage bin. Ich habe auch den Magnetschalter überprüft und dachte schon, der wäre auch kaputt, weil er nur ganz schwach angezogen hatte. Dann habe ich mich eingehender informiert und festgestellt, dass da etwas mehr Technik drin steckt als nur Klemme 50 - 12V - Masse - klack! Ich habe mich dann noch mit der Schaltung befasst und festgestellt, dass er in Ordnung ist. Das ist der alte Kohlen-Träger und die Packung vom neuen:
Danach war der Anlasser so weit intakt, dass er sich munter gedreht hat. Ich stiess jedoch auf ein neues, unerwartetes Problem, es nennt sich 15a.
Der Hitachi-Magnetschalter hat nur einen Flachsteck-Anschluss - die Klemme 50 vom Zünd-Anlass-Schalter. Der Bosch hat neben der Klemme 50 noch die Klemme 15a. Was macht die? Das ist die sogenannte Startanhebung, sie überbrückt beim Anlassen den Vorwiderstand (bzw. die Widerstandsleitung) zur Zündspule, so dass beim Anlassvorgang der Zündspule eine höhere Spannung zur Verfügung steht. Ich hielt das für vernachlässigbar, zumindest in der wärmeren Jahreszeit, und dass sich das erst im Winter bzw. bei Kälte ggf. negativ bemerkbar macht. Falsch gedacht - die Karre sprang jetzt schon deutlich schlechter an und letztens dann auch mal gar nicht. Da beschloss ich, das Problem direkt anzugehen. Die einfachste - wenn auch etwas Zeit in Anspruch nehmende - Lösung war, den ursprünglich verbauten Anlasser ebenfalls zu überholen. Ich wusste ja jetzt wie es geht (und der Bosch hat keine Permanentmagneten, sondern Feldspulen. Da gibt es nur eine mögliche Einbauposition).
Der Anlasser drehte aber zuweilen recht zäh, als ob die Batterie auf dem letzten Loch pfeift. Also habe ich mal eine neue besorgt, damit war es aber genau so. Ich habe auch noch die Kontakte am Plus- und Massekabel gereinigt - hat auch keine Verbesserung gebracht. Das mit dem schlechten anspringen wurde noch schlimmer, d.h. bisher war es meist dann, wenn der Wagen länger stand. Dann fuhr ich ein paar Tage nacheinander mit dem Auto zur Arbeit, da gab es kein Problem. Dafür letztens vor dem Supermarkt wollte das Auto auch warm nicht mehr. Nach fünf Minuten noch mal probiert - ging wieder. Zuhause habe ich erst mal das Plus- bzw. Massekabel mit dem Starthilfekabel überbrückt - hat sich nichs verbessert. Beim Anlassen wurde auch keine Verbindungsstelle warm - was auf erhöhten Widerstand hingedeutet hätte. Als nächstes hatte ich den Magnetschalter im Verdacht und kurzerhand einen neuen bestellt. Nach dem Einbau hab ich mich erst gefreut, weil der Fehler scheinbar verschwunden war, aber als ich es einen halben Tag später wieder probierte, ging es auch wieder nur sehr zäh. Mist. Also hab ich mir einen billigen Anlasser organisiert. Der ist vom Golf 3 und hat einen anderen Anschluss, dafür fehlt die Startanhebung:
Aber ich hab ja einen passenden, neuen Magnetschalter (hier noch am Original-Anlasser):
Daraus habe ich einen "Zwitter" zusammengefummelt und eingebaut:
Bei dieser Anlasser-Konstruktion befindet sich die vordere Lagerbuchse der Anlasser-Welle im Getriebegehäuse, sie ist natürlich Verschleiss unterworfen, ich habe beschlossen, sie zu ersetzen. Die erste kam so an (danke Briefpost):
Dank an den Verkäufer, er hat (besser verpackten) Ersatz geliefert. Der Tausch der Buchse ist ganz einfach. Zuerst muss der Anlasser raus, da hab ich inzwischen Routine, das schaffe ich in fünf Minuten. Auch weil man zum Glück beim Caddy gut dran kommt. Erst muss die alte Buchse raus, da dreht man einen M12-Gewindebohrer rein bis die Buchse raus gezogen ist:
Dann ölt man die Buchse erst mal gründlich ein, das ist Sinterbronze, das sollte sich etwas "vollsaugen". Das Werkzeug zum Eintreiben - da nimmt man eine M10 Gewindestange (lange Schraube tuts auch), wo man vorn eine Schraube (oder zwei) so weit drauf dreht, dass eine Buchsenlänge rausschaut und umwickelt das rausschauende Stück mit Kreppband o.ä. damit die Buchse halbwegs stramm drauf sitzt und nicht bei der ersten unvorsichtigen Bewegung runter fällt.
Dann wird die Buchse in ihre Bohrung mit dem Hammer eingeschlagen bis sie bündig sitzt. Da ist gar nicht viel Kraft nötig:
Danach gabs keine Bilder mehr, weil der Akku alle war. Ich hab noch ordentlich sauber gemacht und alles wieder zusammen gebaut, ein Klecks Fett auf der Anlasserwelle kann nicht schaden. Der Anlasser dreht (zwei Monate später immer noch) besser. Ich hoffe das war kein Zufall, sondern lag tatsächlich an der Buchse.